Rollenwechsel: von der Managerin zur Vorständin

Mar 03, 2024
Rollenwechsel: von der Managerin zur Vorständin

In den Vorstand ernannt - was ändert sich?

Jahrelang bist du eine erfolgreiche Führungskraft, dein Aufgabengebiet hat sich kontinuierlich erweitert und irgendwann steht die Option Vorstand im Raum.

Vielleicht hast du schon ein konkretes Angebot, vielleicht beschäftigst du dich mit der Frage, ob du diesen Schritt wirklich gehen möchtest.

Im Vorstand erwarten dich neue Rollenanforderungen.
Der Übergang kann anfangs überraschen oder sogar ein Kulturschock sein - besonders, wenn du bisher vor allem inhaltlich und im Team geführt hast.
Plötzlich bist du auf einem politischen Parkett und mit Taktiken konfrontiert, die zu einem "Spiel da oben" offenbar dazugehören. Auch die Anzahl der Personen, denen du blind vertrauen kannst, nimmt rapide ab, denn selbst lange Wegbegleiter*innen positionieren sich häufig entsprechend der Machtgefüge.
Die Komplexität auf dieser Ebene ist eine Herausforderung. Sie bietet dir jedoch auch eine einzigartige Plattform für persönliches Wachstum und Einflussnahme.
Die solltest du unbedingt nutzen.

Wir empfehlen dir, dich auf diese wichtige Entscheidung und den Wechsel gut vorzubereiten.


Inside Insights: Auf den Punkt gebracht

Der schönste Moment ist die Ernennung zum Vorstand oder zur Geschäftsführung - dieser Moment ist kosmisch: voller Stolz, Vorfreude und Energie! An diesen Moment erinnert sich Sabine Schmittroth, Aufsichtsrätin, Unternehmerin und 2TOP Trainerin, gern zurück. Ihre Empfehlung:
"Genieß ihn! Was danach kommt, hat es in sich..."

Mit dem Schritt in eine persönlich haftende Rolle ändert sich eine Menge. Die Anforderungen an psychische und physische Resilienz steigen enorm an:

  • ein vollgepackter Jahreskalender,
  • strategische Fragen mit einer umfassenden Verantwortung,
  • Entscheidungen unter Unsicherheit und in unsicheren Zeiten,
  • die politischen Dimensionen der Rolle im System

fordern uns mehr heraus, als man sich das vorher vorstellen kann.

Eine mentale, physische und systematische Vorbereitung auf Spitzenpositionen ist erforderlich, um nachhaltig glücklich und erfolgreich in verantwortungsvollen Spitzenpositionen zu bleiben. Hier die gute Nachricht: man kann sich darauf vorbereiten! Machen wir es den Spitzensportlern nach, die sich auf einen Wettkampf vor dem Start akribisch vorbereiten und trainieren.

Dafür bietet 2TOP mit dem Base Camp TOP of the Tops ein Trainings- und Beratungskonzept an, das talentierte und erfolgreiche Führungskräfte optimal auf diesen Rollenwechsel in den Dimensionen Führung, Strategie und System vorbereitet. Das nächste Base Camp mit Sabine Schmittroth und Konstantin Montasem findet vom 24.-25. Juni 2024 statt. Die Teilnehmerinnenzahl ist auf acht begrenzt, also sichere dir frühzeitig einen Platz.


Behind the Scenes: Expert*innen-Perspektiven

Peter Roos ist seit fast drei Jahrzehnten als Führungskraft aktiv. Er kennt die Rollen Vorstand und Geschäftsführer in großen Corporates, Agenturen und im Mittelstand aus eigener Erfahrung. In seinem Buch "Mission Leadership" deckt er die 10 entscheidenden Merkmale erfolgreicher C-Level Karrieren auf. Wir haben mit ihm gesprochen.

Peter, was macht deiner Meinung den größten Unterschied zwischen den Anforderungen an einen Vorstand gegenüber einer Führungskraft in gehobener Leitungsfunktion?

Mit dem Aufstieg in die Top-Riege verändern sich die Rahmenbedingungen der Führungsarbeit. Neben einem entsprechenden Mindset erfordert dies von ambitionierten Frauen und Männern insbesondere einen fundamentalen Mindshift.

Und worin besteht der?

Nun, der springende Punkt ist, dass C-Levels im Gegensatz zu anderen Führungskräften nicht im, sondern am Unternehmen arbeiten. Das klingt zunächst lapidar, ist es aber nicht.

Sondern?

Als Vorstand bist du nicht nur Führungskraft, sondern vor allem oberster Unternehmenslenker, d.h. die unternehmerische Komponente der Führungsarbeit ist deutlich stärker ausgeprägt als auf den darunterliegenden Leitungsebenen.

Was heißt das genau?

C-Level zu sein bedeutet in erster Linie ein Full-Time-Job in emotionaler Kommunikation. Vor allem die Beziehungsintelligenz ist dabei gefragt, also die Qualität von Beziehungen zu Mitarbeitenden, Stakeholdern und Gesellschaft. Sie definiert den unternehmerischen Erfolg und damit auch den Karriereerfolg in der C-Suite.

Was bedeutet das für die Führungsagenda des Vorstands?

Leadership bedeutet in diesem Kontext Vertrauen und spürbare Verbundenheit herzustellen und Menschen und Organisationen zusammen und lebendig zu halten. Es gilt, die Stärken, die Konflikte, die Energien und die Zusammengehörigkeit im Unternehmen zu lenken.

Was noch?

Ambiguität oder besser gesagt Ambiguitätstoleranz. Die Fähigkeit also, komplexe unternehmerische Problemstellungen, Mehrdeutigkeit und zuweilen paradoxe Informationslagen als Herausforderung und Ansporn zu sehen, um der Belegschaft Halt, Orientierung und Zuversicht geben zu können. Oder anders gesagt: Krisenpermanenz und Ungewissheit sollten C-Levels nicht nur gut aushalten können, sondern sich darin pudelwohl fühlen.

Was kannst du Frauen raten, die sich mit den Fragen beschäftigen: „Will ich das Überhaupt“, „Werde ich das können?“

Oft spielt in diesem Kontext Aufklärungsarbeit eine wichtige Rolle: Viele Frauen sind zwar prädestiniert, um C-Level zu werden, aber oft verstellen ihnen althergebrachte Rollenbilder den Blick. Sie finden sich in den stereotypen Management-Vorbildern nicht wieder, überschätzen dennoch deren Wirkungskraft und ziehen falsche Rückschlüsse auf ihre eigenen, tendenziell unterschätzten Fähigkeiten und Möglichkeiten.

Deshalb rate ich dazu, bereits im Frühstadium der beruflichen Karriere, die inneren Triebfedern und Wertevorstellungen zu klären und Karriere- und Lebensmotive auszuloten. Das kann frau entweder alleine, oder, was meistens effektiver und erfolgsversprechender ist, zusammen mit einem erfahrenen Coach, Mentor oder Sparringspartner tun.

Du hast viele unterschiedliche Unternehmen erlebt. Gibt es in den Anforderungen an die Rolle große Unterschiede, ob Menschen bei einem Multinational unterwegs ist, oder in einem eher mittelständischen Unternehmen? Oder kann man sagen, jedes Unternehmen ist ob seiner Kultur und seiner DNA immer einzigartig – auch in seinen Herausforderungen?

Ich sehe kaum große Unterschiede in den grundsätzlichen Anforderungen an den C-Level-Job. Nicht wegzudiskutieren ist jedoch die Tatsache, dass gerade bei Multinationals die Messlatte in Bezug auf Diversity-Management und das Erschaffen einer wertebasierten und inklusiven Arbeits- und Unternehmenskultur deutlich höher liegt als im deutschen Mittelstand.

Hier herrschen diesbezüglich noch teils sehr alte Denkmuster und Strukturen, insbesondere bei familiengeführten Unternehmen. Für die dort tätigen C-Levels ist es deshalb ein lohnendes Unterfangen „Inclusiveness“ stärker in den Focus ihrer unternehmerischen Entwicklungs- und Führungsarbeit zu setzen. Stichwort Fach- und Führungskräftemangel.

Gibt es Eigenschaften oder Wesensmerkmale, die C- Level Führungspersönlichkeiten auszeichnen?

Klassische Eigenschaften wie Fleiß, Wille, Intelligenz sind wichtig. Auch eine hohe Fachkompetenz. Dazu Entscheidungsfreude, Stil, eine exzellente Rhetorik und Begeisterungsfähigkeit. Mit einem Aber: Diese Attribute sind zwar wichtig, werden in Zukunft jedoch an Bedeutung für eine erfolgreiche C-Level-Karriere verlieren.

Was wird dann wichtiger?

C-Levels sind gefordert, couragierte und kreative Vorreiter sowie rahmengebende und sinnstiftende Coaches und Begleiter zu sein. Sie zeichnen sich vor allem durch hohe Lernbereitschaft, Agilität, Mut, Selbstreflexion, emotionale und soziale Intelligenz sowie ein sinnorientiertes und sicheres, zugleich aber auch bescheidenes Auftreten aus. C-Levels sind achtsam und helfen damit, Burnout und psychischen Erkrankungen im Team vorzubeugen. Damit setzen sie einen wichtigen Kontrapunkt zur Digitalisierung.

Kann man diese Führungsmerkmale trainieren?

Ja, definitiv, ähnlich einem Muskel lässt sich Leadership trainieren. Bezogen auf die entscheidenden Eigenschaften und Merkmale bedeutet das, zunächst einmal mit einer ehrlichen Bestandsaufnahme bei sich selbst zu beginnen und einen „Due Diligence“ in eigener Sache zu machen.

Konkret geht es darum, sich mit etwaigen Defiziten und Kompetenzlücken auseinanderzusetzen. Also, was kann ich, was kann ich noch nicht so gut? Was kann ich bieten, was andere nicht haben? Und: Kann ich das noch besser machen und professionalisieren.

Die Zusammenarbeit mit einem Coach kann dabei einen unerlässlichen Mehrwert bieten. Gerade wenn es darum geht, individuelle Karrierehürden und persönliche Blockaden zu überwinden oder notwendige Schlüsselkompetenzen zur Entfaltung zu bringen.

Abschließend möchten wir noch drei Tipps von Dir:

Was ist dein Tipp für den Einstieg - für das Ankommen in der neuen Rolle, im neuen Team?

Be easy to follow and always walk your talk! Du bist als Führungskraft Vorbild – immer! Inspiriere Menschen durch dein Sein und dein Tun. Menschen folgen Menschen, die authentisch, nahbar, verbindlich und vertrauensvoll sind.

Wie lautet dein Rat, erfolgreich auf C- Level Ebene zu gestalten?

Vorsicht vor der Ego-Falle! Erfolgreiche C-Levels sind stets ambitioniert und unbescheiden in Bezug auf ihre Ziele, jedoch immer bescheiden und demütig in Bezug auf die eigene Person und im Hinblick auf den Umgang mit Erfolg. Und bedenke stets: Du dienst als Führungskraft dem Team, und nicht umgekehrt.

Welche Maßnahmen empfiehlst du, um Frauen zu unterstützen, die sowohl ihre Elternrolle voll ausfüllen als auch ihre beruflichen Ambitionen und Karriereziele verfolgen möchten?

Leider tun sich Gesellschaft und Arbeitswelt immer noch schwer damit, adäquate Voraussetzung dafür zu schaffen, damit Frauen ihre Elternrolle wahrnehmen UND gleichzeitig berufliche Ambitionen und Karriere weiterverfolgen können.

Ein guter Lösungsansatz besteht z.B. darin, entsprechende Parental Leaver Programme bzw. ein Parental Transition Coaching in Anspruch zu nehmen. Damit geling es ambitionierten Frauen bzw. Unternehmen, die diese fördern und binden wollen, die mit der Mutterschaft verbundene Karriereunterbrechung bestmöglich zu managen.

Im Fokus stehen dabei die Optimierung der Leave- und Return-Prozesse in den Unternehmen sowie zielgerichtete Coachings, um Frauen auch während der Elternzeit auf ihrem Karrierepfad zu halten.

Vielen Dank für Dein Insights!


 Front Stage: das sagt unser Role Model

Christin-Marie wurde von der Zeitschrift Capital als TOP 40 under 40 ausgezeichnet. Zum Jahreswechsel hat sie den Sprung in ein neues Land, ein neues Unternehmen und auf C- Level vollzogen. Heute ist sie CCO (Chief Commercial Officer) bei Morrow Batteries in Norwegen. Hier teilt sie ihre Erfahrungen.

Wie geht es Dir nach den ersten zwei Monaten in deiner neuen Rolle als Vorständin?

Mir bzw. uns als Familie geht es mit der neuen Herausforderung sehr gut. Den Schritt auf C-Level, mit zwei kleinen Kindern, war eine wohldurchdachte, gemeinsame Entscheidung von meinem Partner und mir. Wir treffen in Norwegen auf eine sehr familienfreundliche Kultur, nichtsdestotrotz ist es natürlich ein täglicher Spagat zwischen Familie und Arbeit.

Welche persönlichen Eigenschaften glaubst du, sind bisher entscheidend für deinen Erfolg gewesen?

Wenn ich von etwas überzeugt bin, wie die Emobilität, bin ich unglaublich begeisterungsfähig und konnte dies bisher immer sehr gut auf meine Teams übertragen. Ich bin überzeugt, dass Spass an dem, was man tut ein ganz entscheidender Faktor ist. Sicherlich gehört auch Empathie und Einsatzbereitschaft mit zu meinen Erfolgsfaktoren, jedoch bin ich überzeugt, dass wenn eine Aufgabe, ein Job, Spass macht, alles Weitere auch einfacher fällt.

Werden das in Zukunft in neuer Rolle, neuem Unternehmen und neuer Kultur andere sein?

Es kommt darauf an wie man „Zukunft“ definiert. Ich bin überzeugt, dass Begeisterung und Empathie in fast allen Unternehmen und Kulturen rollenübergreifend ein Erfolgsfaktor bleiben wird- solange man Menschen führt.

Werden Themenfelder zukünftig von KI übernommen, kommt es sicherlich auf andere Qualifikationen und Stärken an.

Was hat dich zu dem Wechsel bewogen, nachdem du dich in dem vorherigen Unternehmen sehr gut entwickeln konntest und mehrmals befördert wurdest?

Es gab für mich keinerlei Gründe meinen vorherigen Arbeitgeber Webasto zu verlassen. Nach einem sehr erfolgreichen Jahr 2022 wäre es ein Einfaches gewesen nach meiner zweiten Elternzeit mit Baby in meine alte Rolle zurückzukehren. Jedoch habe ich in der Schwangerschaft das Angebot von Morrow Batteries als CCO erhalten. Zum einen hat mich das Thema einer nachhaltigen Batteriezelle aus Europa und zum anderen Norwegen als familienfreundliches Land gereizt und am Ende dazu geführt den Schritt zu wagen.

Du hast Dich auf den Wechsel sehr gut vorbereitet und wir freuen uns, dass wir Dich begleiten durften. Was war der größte Mehrwert, den du aus der 2TOP Begleitung gezogen hast?

Das Basecamp mit Sabine und Konstantin war für mich ein Startschuss aus der Elternzeit heraus, dass es nun wieder losgeht. Ich fand es sehr hilfreich, dass wir die Möglichkeit hatten uns mit C- Level auszutauschen und unsere Fragen zu stellen. Nach den zwei Tagen war ich mir meiner Stärken sehr bewusst und hatte eine Checklist für die Tage vor dem Start und 100 Tage nach dem Start als C- Level in der Tasche. Als ich mich bei Morrow Batteries dem Aufsichtsrat vorgestellt habe, habe ich meinen Pitch aus dem Basecamp genutzt und mich an das Feedback der Trainer und Teilnehmerinnen erinnert.

Was rätst du anderen Frauen, die einen Wechsel in die C-Suite anstreben?

Wer dieses Level anstrebt, sollte sich bewusst danach umschauen, darauf vorbereiten, mit Kindern den richtigen Partner an seiner Seite haben und wenn die Chance kommt auch zugreifen. Ich musste mir aus meinem Umfeld anhören, dass „es nicht der richtige Zeitpunkt sei…“ meine Antwort darauf: "den wird es nicht geben, deshalb machen und ausprobieren".

Vielen Dank, liebe Christin-Marie. 2TOP wünscht dir weiterhin alles Gute und sehr viel Erfolg.


Take Away: Praktische Impulse für deinen Rollenwechsel an die Spitze

Entdecke Schlüsselstrategien, um den Übergang von operativem Management zu strategischer Vorstandsarbeit nahtlos zu vollziehen:

  • Netzwerk und Machtgefüge: Nutze dein Netzwerk und alle verfügbaren Ressourcen, um ein tiefes Verständnis für das Macht- und Beziehungsgefüge, die politischen Spielregeln und die Schlüsselpersonen in deinem Unternehmen zu entwickeln.
  •  Reflexion und Selbstbewusstsein: Wenn du diese Rolle wirklich willst, nimm dir Zeit, um über deine langfristigen Ziele und die Ausrichtung deines Führungsstils nachzudenken. Entwickle eine klare Positionierung, die zu dir passt und die du auch in Krisenzeiten durchhältst.
  •  Erwartungen und Rolle: Verstehe, welche Erwartungen an deine neue Position geknüpft sind und wie du sie erfüllen oder übertreffen kannst. Gleichzeitig solltest du eine eigene Vision für deine Rolle entwickeln. Eine starke, selbstbestimmte Positionierung hilft dir, deine Ziele zu erreichen. Behalte im Hinterkopf, dass es zwar häufig diese „Spiel da oben“ ist, aber deine Identität nicht darin aufgehen sollte. Balance und Authentizität sind entscheidend für eine erfüllte und erfolgreiche Tätigkeit im Vorstand.
  •  Weiterbildung und Coaching: Investiere Seminare und Coaching, um dich auf Themenbereiche wie strategische Planung und Führung zu konzentrieren.

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