Mehr Frauen in Aufsichtsräten - Voraussetzung und Wege zum Mandat

Nov 03, 2024
Eine diverse Gruppe von Geschäftsleuten sitzt gemeinsam an einem Konferenztisch in einem modernen Besprechungsraum. Die Teilnehmer, die sowohl Männer als auch Frauen verschiedener ethnischer Hintergründe umfassen, wirken engagiert und aufmerksam. In der Mitte des Tisches stehen Kaffeetassen und ein Krug mit Wasser, umgeben von Notizbüchern und Laptops. Im Hintergrund sind grüne Pflanzen auf Holzwandregalen zu sehen, die dem Raum eine frische und einladende Atmosphäre verleihen. Eine Frau in der Mitte des Tisches, die offenbar die Leitung der Sitzung hat, lächelt freundlich in die Kamera.

Inside Insights:
Auf den Punkt gebracht

Die Besetzung von Aufsichtsratsmitgliedern ist eine Schlüsselstelle für die strategische Steuerung eines Unternehmens und die Sicherung des langfristigen Erfolgs. Immer mehr Unternehmen suchen qualifizierte Frauen für ihre Beirats- und Aufsichtsratsgremien. Drei Schlüsselelemente sind für eine Mandatierung ausschlaggebend:

Fachliche Voraussetzungen – Dein Know-How als Fundament

Du verfügst über eine langjährige und breite operative Erfahrung, die dich qualifiziert den Vorstand oder die Geschäftsführung zu überwachen und zu beraten. Ein solides Wissen in Finanzberichterstattung, Risikomanagement, Strategieentwicklung und Compliance ist unverzichtbar. Dies eignest du dir idealerweise in spezifischen Schulungen an sofern es nicht Bestandteil deiner operativen Verantwortung war. In dem 2TOP Board Readiness Programm stellen wir die wesentlichen Module einer Grundqualifikation im Eigenstudium und im Austausch mit Exper*tinnen bereit.

Dein starkes Profil und strategischer Zugang zu Empfehlern – Die Brücke zur Mandatierung

Oft weiß Frau, was sie alles gut kann, jedoch fehlt die klare Positionierung für den Mehrwert in einem Aufsichtsratsgremium. Ein klares Profil erhöht deine Chancen, als Kandidatin in Betracht gezogen zu werden, weshalb wir dies als Modul in unser 2TOP Board Readiness Programm aufgenommen haben. Im Idealfall wirst du für ein Mandat empfohlen. Das kann über Personalberatungen oder über deine Netzwerke erfolgen. Reine Frauennetzwerke sind ein guter Anfang, besser ist es, auch den gezielten Kontakt auf Branchenveranstaltungen, Wirtschaftsgipfeln und ähnlichem zu suchen. Bei 2TOP weisen wir deshalb unsere Community auf Veranstaltungen hin und ermöglichen die Teilnahme zu attraktiven Konditionen.

Theorie und Praxis – und oft viel dazwischen

Die Rolle in einem Aufsichtsratsgremium bringt einige spezifische Herausforderungen mit sich. Du trägst viel Verantwortung, ohne dass du direkte Kontrolle über das Tagesgeschäft hast. Du bist angewiesen auf die Qualität von Informationen, die dir zur Verfügung gestellt werden und musst wissen, wie du durch gezielte Fragen eine Entscheidungsgrundlage erwirken kannst. Auch spezifische Konstellationen in einem Gremium können sehr konfliktträchtig sein. Damit Du auch darauf gut vorbereitet bist, sorgen wir immer wieder für Austausch mit erfahrenen Mandatsträger*innen und haben diesen direkt in das 2TOP Board Readiness Programm eingebaut.

Wie 2TOP Unterstützung bietet –
Das Board Readiness Programm - Überblick

In Zusammenarbeit mit dem renommierten Anbieter Management Alliance bieten wir dir ein exklusives Programm, das dich gezielt auf die fachlichen Anforderungen und gesetzlichen Verpflichtungen für Aufsichtsratsmandate vorbereitet. Unterstützt durch praxisnahe Fallstudien und wertvolle Einblicke in die reale Aufsichtsratsarbeit und Gremiendynamik profitierst du von den first-hand Erfahrungen erfahrener Expert*innen. Von fundiertem Fachwissen über wertvolle Netzwerkzugänge bis hin zur individuellen Profilentwicklung bietet dir das Programm alles, was du brauchst, um als qualifizierte und profilierte Kandidatin für Aufsichtsratsmandate wahrgenommen zu werden.


Behind the Scenes: Expertinnen-Perspektive

Ursula Radeke-Pietsch, Aufsichtsrätin bei Momox SE und stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende der HelloFresh SE, teilt in diesem Interview ihre wertvollen Einblicke.

Liebe Ursula, als erfahrene Global Head of Strategic Projects und Finance bist du Expertin und gefragte Kandidatin für attraktive Aufsichtsratsmandate. Viele Frauen wünschen sich das, was du bereits hast und tust. Danke, dass du heute deine Sichtweise zu Frauen in Aufsichtsräten mit uns teilst.

Welche wesentlichen Kompetenzen und Eigenschaften zeichnen eine erfolgreiche Aufsichtsrätin bzw. Aufsichtsrat aus. Haben diese sich über die Jahre verändert und wenn ja, wie?

Ich freue mich, dass ich heute meine Aufsichtsrats-Erfahrungen mit dir und anderen herausragenden Frauen teilen kann, wobei ich gerne anmerken möchte, dass vielleicht jeder in seinem (professionellen) Leben andere Erfahrungen macht und ich hier ausschließlich meine persönlichen Erfahrungen teile.

Aus meiner Sicht haben sich die Anforderungen an Aufsichtsräte in den letzten Jahren stark gewandelt. Allein die zunehmenden regulatorischen Anforderungen an einen Aufsichtsrat und die damit einhergehenden Haftungen erfordern breite Kompetenzen in den verschiedensten Bereichen wie z.B. Audit & Reporting, ESG & Sustainability, Risikomanagement, IT & Cybersecurity, Governance, Vergütungssyteme, etc., um nur einige zu nennen. Und nicht zu vergessen die deutlich intensivere Investorenkommunikation, inzwischen auch zwischen den Investoren und dem Aufsichtsrat. Aber es sind nicht nur die Kompetenzanforderungen an den Aufsichtsrat, die deutlich zugenommen haben, auch die Anforderungen an Erfahrungen der AR-Mitglieder in verschiedenen Unternehmenszyklen und -phasen hat deutlich zugenommen. Investoren nehmen inzwischen die Aufsichtsräte als ihre Interessensvertreter deutlich stärker in die Pflicht und erwarten einen direkten Dialog sowie die deutliche Übernahme von Verantwortung.

Wie sollten sich Frauen und Männer aus deiner Erfahrung am besten auf eine Mandatsarbeit vorbereiten?

Ein breiter Erfahrungsschatz im Management von Unternehmen sowie eine Persönlichkeit, die auf Augenhöhe mit dem C-Level eines Unternehmens verhandeln und beraten kann und bei den AR-Kollegen, Investoren und dem Managing Board des Unternehmens auf breite Akzeptanz stößt, ist essentiell. Hinzu kommt die notwendige fachliche Kompetenz, um als kompetenter Gesprächspartner akzeptiert zu werden und als ‚Kontrolleur‘ die Interessen aller Stakeholder bestmöglich vertreten zu können.

Seit einigen Jahren sitzen vermehrt Frauen in Aufsichtsratsgremien. Du kennst und auch rein männliche Gremien. Welche Veränderungen erlebst du, wenn mehr Frauen am Tisch sitzen?  

Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass sich der Stil der Kommunikation verändert, wenn mehr Frauen am Tisch sitzen. Es wird mehr und offener diskutiert. Oft sind auch die Frauen die fachlich kompetenteren Gesprächspartner. Allerdings mache ich auch die Beobachtung, dass Männer entscheidungsstärker sind. Deshalb sind gemischte Gremien optimal für ein Unternehmen.

Aufsichtsräte an der Spitze sind fast immer männlich. Die Ausschüsse werden auch oft von Männern geleitet. Stellt das die Frauen in Aufsichtsräten vor besondere Herausforderungen? 

Solange die Frauen kompetent, erfahrungsstark und anerkannt sind, ist meine Erfahrung, dass Männer durchaus die Meinung der Frauen schätzen und berücksichtigen. Nachdem aber auch heute immer noch häufig die CEOs der Unternehmen männlich sind, bevorzugen diese einfach eher männliche Aufsichtsratsvorsitzende als Impulsgeber und Sparringspartner.

Nicht immer entsprechen Entscheidungen den eigenen Prinzipien und Werten. Wie begegnest Du diesen Situationen und welchen Umgang damit kannst du den 2TOP Frauen empfehlen. 

Meines Erachtens hat jeder (sowohl männlich wie weiblich), der eine Unternehmenskarriere durchlaufen hat, bereits Situationen erlebt, in denen man sich Mehrheiten unterordnen mußte. Wichtig ist, der eigenen Meinung und Ansicht Gehör zu verschaffen und die eigene Meinung in den AR-Protokollen niederzulegen.

Sollte es sich um grundsätzliche Werte-Differenzen handeln, sollte man sich fragen, ob man die AR-Mehrheitsentscheidungen mittragen kann und will oder ob man gegebenenfalls Konsequenzen ziehen sollte (aus dem AR-Gremium auszusteigen).

Hast Du konkrete Erfahrungen oder Beispiele, wie Frauen im Aufsichtsrat anders an strategische oder risikobasierte Entscheidungen herangehen als ihre männlichen Kollegen?

Meine Erfahrung ist, dass Frauen sich auf AR-Sitzungen besser vorbereiten und auch detaillierter pros und cons sowie Risiken von Entscheidungen abwägen, was eine inhaltliche Diskussion im Gremium fördert oder manchmal auch erst ermöglicht.

Das FüPoG (Führungskräftepositionen-Gesetz) hat schnell Frauen in den Aufsichtsrat gebracht, betrifft jedoch nur einen kleinen Teil der Unternehmen. Welche weiteren Maßnahmen oder Erweiterungen des Gesetzes würden deiner Meinung nach benötigt, um eine nachhaltige Erhöhung des Frauenanteils in Aufsichtsräten und Vorständen zu erreichen?

Meines Erachtens ist es sehr begrüßenswert, in den Aufsichtsräten deutlich mehr Frauen zu haben. Solange jedoch in den Vorständen nach wie vor hauptsächlich Männer sitzen, wird sich nur sehr langsam etwas verändern. Eine deutliche Quote für Vorstände und m.E. auch für Vorstandsvorsitzende wäre ein erster Schritt zu Veränderung.


2TOP Lösungen: 
Maßgeschneiderte Programme für Frauen und Organisationen, die diese fördern und unterstützen wollen 

Du möchtest dich, deine Organisation oder eure Führungskräfte weiterentwickeln? Unsere Programme und maßgeschneiderten Coaching- sowie Executive Sparring Angebote sind darauf ausgelegt, individuelle Kompetenzen und Potenziale gezielt zu fördern und gleichzeitig die strategischen, prozessualen und kulturellen Organisationsziele zu verwirklichen.
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